Auf der Suche nach frischen New-Mobility-Themen sind wir in der Redaktion von FUTURE MOVES viel in den Mobility-Bubbles der sozialen Medien unterwegs. Und dabei begegnen uns immer wieder bestimmte Hashtags. Unsere Kollegen Max Wiesmüller (MW) und Christian Cohrs (CC) haben hier einmal ein paar der wichtigsten versammelt und kommentiert. Außerdem machen die beiden hier ein paar Vorschläge einiger Hashtags, die wir in der Debatte um die Mobilität der Zukunft gerne häufiger sehen würden. Haben wir zentrale Begriffe vergessen? Dann schickt uns eine Mail an pitch@futuremoves.com

#autokorrektur

Auch wenn sie selbst das natürlich nie so sagen würde, aber Katja Diehl ist die Schutzheilige der #verkehrswende-Bubble. Niemand sonst wird auf der Suche nach Support im Kampf für eine andere Mobilität so oft getagt wie die Hamburgerin. Der Hashtag #autokorrektur, den sie vor allem auf Twitter etabliert hat und der in der Folge zum Titel ihres aktuellen Bestsellers geworden ist, spielt dabei eine wesentlichen Rolle. Denn im Kern geht es Katja um eine Frage, die sie auch als Gästin des FUTURE MOVES Podcast allen Hörer:innen gestellt hat: „Willst du oder musst du Auto fahren?“ Die Korrektur besteht darin, die Auto vom alternativlosen Verkehrsmittel zu einer Option unter gleichwertigen Alternativen zu machen. Für dieses Ziel kämpft Katja leidenschaftliche Wortgefechte aus. Klar nervt sie damit viele – aber ohne das geht es nicht, wenn aus #autokorrektur mehr als ein Hashtag werden soll. (CC)

#tempolimit

„Freie Fahrt für freie Bürger“ – mit diesem Slogan gelang es dem ADAC das aufgrund der Ölkrise verhängte Tempolimit auf Autobahnen Anfang der 1970er-Jahre zu kippen. Zugleich erschuf der Verein damit das Mantra, mit dem seit nunmehr vier Jahrzehnten ein Mythos beschworen wird. Der Redneck hat seinen Revolver, der Deutsche Tempo 250+ auf der Autobahn. Freiheit – die allerdings ihren Preis hat: mehr oder weniger konstant zwischen 300 und 400 Autobahn-Toten im Jahr (von denen natürlich nicht alle, aber doch eben zu viele dem Fehlen eines Tempolimits geschuldet sind). Und natürlich einem immensen CO2-Ausstoß. Dabei befürwortet mittlerweile selbst die Mehrheit der ADAC-Mitglieder ein generellen Tempolimit. Dennoch klammert sich mancher an die mythische Freiheit der überhöhten Geschwindigkeit. Darunter am festesten ausgerechnet die, die in der Lage wären, ein Tempolimit auszusprechen und denen kein Argument ist zu albern ist, es nicht zu tun. Und so rasen wir weiter durch Nacht und Wind … (CC)

#thinmobility

Der aktuelle VW Polo ist 30 Zentimeter länger als der erste Golf. Und SUVs sind ein Thema für sich. Kürzlich erst schrieben wir über die Fettleibigkeit in der Autoindustrie, die sich seit Jahrzehnten unerbittlich breitmacht und der Deutschen liebstes Spielzeug aus allen Nähten platzen lässt. Da ist es doch erfrischend, wenn man im Social-Net in einer ruhigen Seitengasse über einen losen Hashtag wie #thinmobility stolpert. Dessen geistiger Urvater Michael Weiser versucht seit Jahrzehnten in den USA einen Kabinenroller an die Menschen zu bringen, der ein bisschen an den „Knight Bus“ in Harry Potter erinnert. Der macht sich zumindest bedarfsweise sehr schlank. Aber sieh selbst. (MW)

#querlenker

Zugegeben, der Querlenker ist noch keine stehende Wendung in der Mobility-Bubble, sollte es aber vielleicht werden als Sammelbegriff und Marker für all die Trolle, die in Kommentarspalten, Threads und Foren gegen die Verkehrswende feuern. Looking at you #dieseldieter. Radschnellwege und 9-Euro-Ticket sind für ihn (fast immer ist der Querlenker männlich) die Verschwendung von Steuergeldern, die man besser in den Ausbau von Autobahnen stecken sollte. Die Gleichgültigkeit gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen ist frappant und vieles, was er verbreitet, scheint nicht Ernst gemeint. Doch die jüngere Vergangenheit zeigt, dass den Leugnern des nicht zu leugnenden ihre Sache eine ist, über die man keine Witze macht. (CC)

#verkehrswende

Neulich sagte die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesverkehrsministeriums im FUTURE MOVES Podcast, dass sie ein Problem mit dem Begriff “Verkehrswende” habe. Er suggeriere eine Abkehr von allen Errungenschaften der Industrialisierung und einer Rückkehr zu Pferd und Kutsche. Kollege Christian Cohrs und Daniela Kluckert einigten sich dann als Arbeitsbegriff auf den #verkehrssprung. Wer das als konstruktiven Fortschritt in der Debatte versteht, der irrt jedoch. Denn während im Sprung am Ende doch viel “weiter so” mit E-Antrieb steckt, sind Wenden aller Art nichts anderes als Kurskorrekturen: aus Sackgassen heraus oder wenn man sich verfahren hat. Deshalb muss man, um Bild zu bleiben, ja nicht gleich die ganze Strecke komplett zurück nach Hause fahren. (MW)

#technologieoffen

Aus demselben Ministerium und derselben Partei hört man oft ein Wort, das man zum Mobilitäts-Unwort des Jahres hätte küren können: #technologieoffenheit. Gemeint ist natürlich, dass die Antriebswende (oder doch der Antriebssprung?) mehrere potenzielle Antriebsarten beim Auto hervorbringen könnte. Davon ist dieser Tage jedoch kaum noch etwas zu hören, was sicherlich nicht nur mit der überlegenen Effizienz der Batterie und dem hohen Bedarf an Wasserstoff und E-Fuels in anderen Branchen zu tun hat. Der Verbrenner-Ausstieg zum Jahr 2035 zeichnet sich ab. (MW)

#dieseldieter

Fast könnte man Mitleid mit ihm haben. Denn im Grunde ist Diesel Dieter so etwas wie der Typ, der auf die Hochzeit seines Oberstufenschwarms eingeladen wurde und insgeheim darauf hofft, dass der vor dem Altar doch noch „Nein“ sagt und sich in seine Arme wirft. Aber, sorry Dieter, #notgonnahappen. Liebe verfliegt und das Ende des Verbrenners ist beschlossene Sache. Das magst du doof finden, unfair und gemein. Ändert aber nichts an den Tatsachen. Der Typus des antriebstechnisch Ewiggestrigen stammt von der Urheberin des Satire-Accounts Elektroauto Memes, die sich auf Twitter und bei Instagram über der Feinde der Antriebswende und deren Pochen auf #technologieoffenheit lustig macht. Ohne Hohn, aber kompromisslos in der Sache. Oder wie sie selbst schreibt: „Kein Hass gegen Verbrenner und ihre Fahrer, aber kommt uns bitte nicht mit euren Stammtischweisheiten😅“. Mehr dazu siehe #technologieoffenheit. (CC)

#ladeweile

#Technologieentschlossenheit hin oder her – wer glaubt, dass im E-Auto alles Zuckerschlecken ist, lügt entweder sich oder andere an. Klar, in 95 Prozent aller Fälle fährt man im Alltag wohl kaum über 100 Kilometer, sagen reichlich Statistiken. Das Problem sind aber die nicht alltäglichen Langstreckenfahrten. Von Hamburg nach München mit dem E-Auto? Klar, kein Problem und mehrfach selbst gemacht. Doch ab dem dritten Stopp nervt’s – und #ladeweile setzt ein. Wie man die bekämpft, wenn Burger-Menü verzehrt und der dritte Kaffee mit Schokoteilchen längst drin sind? Unsere coole Spotify-Playlist (jetzt reinhören!) hilft gegen #ladeweile und Start-ups arbeiten längst an Ideen, die Zwangspausen mit Mehrwert aufzuladen. (MW)

#mobilitydetox

Wer sich nur einmal lange genug durch die heftig geführten Fehden auf Twitter gescrollt hat oder gar selbst einmal zum Opfer eines Shitstorms geworden ist, weiß: Ab und an ist ein bisschen Digital Detox eine gute Sache. Aber warum #mobilitydetox? Weil auch in Sachen physisch unterwegs ein bisschen Entschlackung einen positiven Effekt haben kann. Sowohl auf die eigene Work-Life-Balance als auch auf das Klima. Doch nach Pandemie inklusive Lockdowns müssen wir erkennen, dass das “neue Normal“ in Sachen Mobilität sich gar nicht so sehr vom alten unterscheidet. Wenn Airlines nicht mangels Nachfrage, sondern allein aufgrund fehlenden Personals Hunderte innerdeutsche Verbindungen streichen, dann ist das keine wirklich gute Nachricht für das Klima. Wir denken darum, dass #mobilitydetox ein Ding werden sollte. Warum nach #movember und #veganuary nicht auch einen Monat ohne Geschäftsreisen, Rad statt U-Bahn ins Büro der gleich im Homeoffice? (CC)